Konsistenz und Intensität

Schon mein erster Aikido Lehrer hat mir damals gesagt, dass ich Geduld mitbringen muss, wenn ich Aikido lernen will. Es braucht Zeit. Und viel Training. Leidenschaft. Und dann nochmal mehr Training. Aber ist das schon alles? Einerseits ja. Andererseits...

 

Manchmal kommen Leute in die Anfängerstunde um mit Aikido anzufangen. Und sind begeistert. Sie erkennen, dass es hier etwas gibt, was sie schon immer gesucht haben. Und dann brennen sie und wollen so viel traineren wie möglich, um den Abstand aufzuholen zu den anderen Leuten in der Gruppe. Abgesehen davon, dass es sinnlos ist sich zu vergleichen (das ist ein Thema für einen anderen Tag), bringt es auch nichts. Diese Leute sind oft wie ein Strohfeuer. Hochbegeistert für sechs Monate. Und dann waren sie nicht mehr gesehen.

 

Stell Dir einen trockenen Wüstenboden vor. Einen richtig rissigen, verkrusteten Lehmboden, der schon seit Jahren keinen Tropfen Wasser mehr gesehen hat. Wenn Du hier eine Pflanze zur Blüte bringen willst, musst Du den Boden erst vorbereiten. Wenn Du fünf Liter Wasser nimmst und sie direkt ausschüttest, verdampft der Großteil davon einfach. Der Grund ist noch nicht so weit, dass er das Wasser aufnehmen kann. Du musst anfangen, den Boden vorsichtig zu benetzen. Und wenn die oberste Schicht aufweicht, kannst Du etwas mehr geben. Dann schließen sich die Risse und du kannst mehr gießen, weil das Wasser auch in den Poren der Erde ankommt und keine verdunstende Pfütze auf der Oberfläche mehr bildet.

 

Dein Training ist wie das Wasser. Wenn Du anfängst, mach langsam. Sieh zu, wie der Boden aufweicht und sich Stück für Stück tiefere Schichten öffnen. Trotzdem musst Du regelmäßig gießen. Wenn Du das zu lange vergisst, trocknet die oberste Schicht wieder aus. Und Du wirst wieder langsam anfangen müssen, selbst wenn darunter vielleicht noch feuchte Erde liegt.

 

Auf der anderen Seite gibt es die großen Gärtner. Sie haben bereits eine Orchidee gezüchtet in jahrelanger mühseliger Kleinstarbeit. Und manchmal kommt der Gedanke auf: Jetzt gibt es hier eine schöne Blüte. Ich habe es geschafft. Ich brauche nicht mehr so viel gießen. Was für eine Verschwendung. Der Moment, wo Du mit dem Gießen aufhörst, ist der Moment, wo die Blüte abfällt. Sicher, Du hast genug Seminare besucht und so Dünger in die Erde gegeben, damit auch bei wenig Wasser immer ein wenig Grün zu sehen sein wird. Aber das wichtigste bei einer wirklich schönen lebendigen Pflanze ist das regelmäßige Gießen. Es ist nicht nötig, sie zu ertränken. Aber wenn Du einmal den Wüstenboden zum Erblühen gebracht hast, wäre es eine Schande ihn wieder zu einer schnöden Grasfläche verkommen zu lassen.

 

Onegai Shimasu!